Stellen Sie sich vor: Es ist ein ruhiger Sonntagmorgen. Sie sitzen mit Ihrem Kaffee in der Hand am Frühstückstisch, alles ist friedlich – bis es plötzlich passiert. Ihr Hund hebt sein Hinterteil, setzt sich abrupt ab und rutschrutsch – los geht’s: Meterweise Boden wird unter lautem Schleifgeräusch zurückgelegt, als ob es hier um den Weltmeistertitel im „Hundeschlittenrennen“ ginge.
Herzlich willkommen im Klub derer, deren Vierbeiner sich hin und wieder zum Entsetzen ihrer Halter wie ein flauschiger Schlitten durch das Wohnzimmer bewegen. Das Phänomen nennt sich im Fachjargon „Perianale Reizung“, im Alltag aber meistens nur „Rutschen“, „Schlittenfahren“ oder auch „Hinternschleifer-Championat“. Doch warum tun Hunde das eigentlich?
1. Analdrüsenprobleme – Der häufigste Grund für das große Rutschen
Wenn Hunde ihren Hintern über den Boden schleifen, liegt die Ursache in den meisten Fällen bei den Analdrüsen – jenen kleinen, unscheinbaren Beuteln, die sich rechts und links des After befinden. Diese Drüsen produzieren eine typische, sehr individuelle Duftflüssigkeit, die Hunde gerne zur Reviermarkierung nutzen (ja, so etwas wie ihr persönliches Instagram-Profil).
Normalerweise entleeren sich diese Drüsen beim Kotabsatz von alleine. Bei manchen Hunden funktioniert das jedoch nicht richtig – vielleicht weil die Flüssigkeit zu dickflüssig ist, die Drüsen zu tief liegen oder einfach Pech im Fell-Darmentwicklungs-Glück.
Das führt dann zu:
– Verstopfung
– Entzündungen
– Schmerzen
– Und natürlich: dem berühmt-berüchtigten Bodenschleifer-Modus.
Was können Sie tun?
Wenn Ihr Hund regelmäßig rutscht, ist ein Gang zum Tierarzt sinnvoll. Dieser kann die Analdrüsen entleeren und prüfen, ob es zu einer Entzündung oder gar einem Abszess gekommen ist. Manche Hunde benötigen regelmäßige Unterstützung in diesem Bereich – ja, es gibt tatsächlich Analdrüsen-Terminkalender!
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Es gibt auch Tierärzte oder ausgebildete Tierpfleger, die Ihnen zeigen können, wie man die Drüsen selbst entleert. Wenn Sie mutig sind und zwei feste Handschuhe haben – probieren Sie es ruhig mal aus. Oder nicht. Ganz wie Sie möchten.
2. Bandwürmer – Der lästige Mitbewohner im Darm
Ein weiterer Klassiker unter den Rutsch-Ursachen: Bandwürmer (Gurkenkernbandwurm). Diese ungeladenen Gäste machen sich im Dickdarm breit und fühlen sich dort pudelwohl. Besonders gefährdet sind Hunde, die gerne mal einen Floh verschlucken – denn dieser ist der Zwischenwirt der Würmer.
Die Bandwürmer setzen kleine Segmente frei, die dann beim Stuhlgang ausgeschieden werden. Diese winzigen „Reiskörnchen“ können sich am After festsetzen und dort ein nervenaufreibendes Jucken verursachen – was prompt zum Kratz-Rutschen-Bingo führt.
Was tun?
Bei Verdacht auf Würmer: Kotprobe zum Tierarzt bringen! Eine gezielte Entwurmung ist oft schnell und effektiv. Und vergessen Sie nicht: Vorbeugen ist besser als nachwurmen – regelmäßige Entflohung und Entwurmung gehören zum Pflichtprogramm jedes gesundheitsbewussten Hundehalters.
3. Verklebtes Fell – Die Dingleberries des Hundes
Bei langhaarigen Rassen kann es vorkommen, dass sich Kotreste im Fell rund um den After festsetzen. So entstehen die sogenannten Dingleberries – ein Begriff, der zwar niedlich klingt, aber keineswegs spaßig ist, wenn sie tagelang am Hintern kleben.
Diese Verklumpungen führen zu Irritationen, Juckreiz und – jawohl – erneut zu intensivem Bodenkontakt à la „Ich-bin-ein-Hundeskibob“.
Was hilft?
Regelmäßige Fellpflege, insbesondere um den Po herum, ist hier Gold wert. Ein kurzer Schnitt oder gründliches Bürsten verhindert nicht nur peinliche Situationen auf dem Sofa, sondern auch potenzielle Hautentzündungen.
Und falls es doch mal passiert: Sanfter Einsatz von warmem Wasser, feuchtem Toilettenpapier oder einer Schere mit stumpfen Spitzen (und ruhiger Hand) kann Wunder bewirken.
4. Allergien – Der Juckreiz kommt bekanntermaßen überall
Auch Allergien können dazu führen, dass Hunde sich plötzlich wie auf glühenden Kohlen fühlen – zumindest im Analbereich. Ob Nahrungsmittel, Umweltstoffe oder Flohspeichel – allergische Reaktionen können sich überall bemerkbar machen. Und besonders empfindliche Stellen wie der After leiden darunter.
Zu den häufigsten Auslösern gehören:
– Gluten, Getreide, Fleischsorten
– Pollen, Schimmelpilze, Zigarettenrauch
– Reinigungsmittel, Parfüms, Plastikfutterbehälter
Was tun?
Beobachten Sie, ob das Rutschen begleitende Symptome wie Ohrenentzündungen, Kratzen an anderen Körperstellen oder Durchfall begleiten. Dann könnte eine Allergie dahinterstecken. Ein Tierarzt oder besser noch ein Tierarzt mit Spezialisierung auf Dermatologie kann helfen, die Ursache herauszufinden – sei es durch Ausschlussdiäten, Bluttests oder andere Untersuchungen.
5. Psychosomatisch? Stress? Nein danke, ich nehme den Hintern!
Selten, aber möglich: Bei manchen Hunden kann das Rutschen auch psychosomatische Ursachen haben – beispielsweise bei extremer Angst oder Stress. Hierbei handelt es sich allerdings eher um eine Ausnahmeerscheinung. Meistens steckt ein physisches Problem dahinter.
6. Was tun, wenn es mal kurzfristig passiert?
Manchmal schleift Ihr Hund seinen Hintern auch einfach mal – aus Spaß, aus Versehen oder weil er gerade nichts Besseres zu tun hatte. Solange es einmalig bleibt und keine weiteren Symptome auftreten, müssen Sie nicht gleich zum Tierarzt rennen.
Aber wenn das Verhalten häufiger auftritt, Ihr Hund Schmerzen zeigt, veränderten Kot ausscheidet oder andere Symptome hinzukommen, ist es Zeit für eine tiermedizinische Diagnose.
Fazit: Hintern rutschen ist kein Partygag – aber oft lösbar
Ob Analdrüsen, Bandwürmer, Kotreste oder Allergien – das Rutschen ist immer ein Signal Ihres Hundes: „Hey, hier hinten stimmt was nicht!“ Es ist also wichtig, dieses Verhalten ernst zu nehmen, ohne gleich in Panik zu verfallen.
Mit etwas Aufmerksamkeit, guter Pflege und professioneller Hilfe vom Tierarzt lässt sich meist rasch Abhilfe schaffen – und Ihr Hund darf wieder stolz und ohne Bodenkontakt durch die Welt laufen.
Und wenn es doch mal wieder passiert? Atmen Sie tief durch, lächeln Sie – und gönnen Sie Ihrem Hund diesen Moment der komischen Freiheit. Immerhin: Er weiß nicht, dass er peinlich wirkt.
Er weiß nur: Sein Hintern fühlt sich endlich besser an.
Möge Ihr Hund nie wieder rutschen – außer aus purer Lebensfreude.

Frührentner & politischer Aktivist, der gerne seine Privatsphäre pflegt. Als tierliebende Betreuungsperson von Fellnasen mag ich besonders gern anspruchsvolle Charakterhunde (Sturrköpfe), die bei mir auch mal so richtig aufdrehen (toben) dürfen.